1977 ließ Per Kirkeby zur documenta 7 hinter der Orangerie eine Backsteinskulptur errichten, die trotz ihrer großen Publikumsakzeptanz aus statischen Gründen entfernt werden musste. Als Ersatz entstand zwei Ausstellungen später am äußersten Ende der documenta‐Halle eine Raumskulptur, die vergleichbaren Formprinzipen unterliegt.
Ihr anonymes Klinkermauerwerk ohne individuelle Herstellungsspuren macht sie einem technischen Funktionsbau ähnlich und setzt sie in Kontrast zu den Materialverwendungen der documenta‐Halle. Im mäandrierenden Wandverlauf der skulpturalen Architektur verschleifen sich Innen und Außen zu einem Raumkonzept, das beim Durchschreiten als Wechsel von Kompaktheit und Transparenz, von Öffnung und Schließung erlebt werden kann.
Erstmals verzichtet eine documenta auf die Wahrnehmung ihres Auftrags zur objektiven Spiegelung des zeitgenössischen Kunstgeschehens. Der belgische Kurator Jan Hoet setzt dem traditionellen documenta‐Selbstverständnis seine intuitive Sicht auf die aktuelle Situation entgegen.
Die Werkauswahl kommt ohne theoretische Kriterien und thematische Begründungszusammenhänge aus. Sie befasst sich unter dem Motto „Vom Körper zum Körper zu den Körpern“ hauptsächlich mit Körperlichkeit und Körperfunktionen, mit individueller Körpererfahrung und körperbezogener Wirklichkeitserfahrung. Statt künstlicher Ordnung ist kreatives Chaos die Leitvorstellung dieser betont subjektiven documenta.
Gut zu wissen
Öffnungszeiten
Kunstwerk: „Raumskulptur”; Ziegelmauerwerk. 8,75 x 10,74 x 3,99 m
Ausstellung: documenta 9, 1992
Standort: documenta‐Halle, Du‐Ry‐Straße / An der Karlsaue
Lage: https://geoportal.kassel.de/portal/apps/webappviewer/index.html?id=547829bab27f439a9cefa06201cec18d&find=Raumskulptur
Weitere Informationen u.a. zur documenta 9 finden Sie unter:
https://www.kassel.de/buerger/kunst_und_kultur/raumskulptur.php
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