Wie ein vernachlässigtes Areal des Kulturbahnhofs wirkt Lois Weinbergers documenta-Biotop. Im Schotterbett des stillgelegten Gleises 1 durchmischte der Künstler die bestehende Vegetation mit Neophyten aus Süd-und Südosteuropa. Der unbeachteten, scheinbar nicht nutzbaren Vegetation wird ein Raum für ihre Entwicklung bereitgestellt. Ein Gebiet als Lücke im Urbanen, in dem sich die Grenzen im dauernden Umbruch befinden.
Diesen botanischen Prozess, der noch immer andauert, sieht Weinberger als Metapher sozialer Vorgänge. Hier wird das weltweite Migrationsgeschehen zum Thema eins ökologischen Kunstwerks. In einer natürlichen Entwicklung, die künstlich herbeigeführt wurde, problematisiert der Künstler am Beispiel der Pflanzenwelt das konfliktreiche Verhältnis von fremd und einheimisch. Das Verstehen von Natur soll das Verstehen der Gesellschaft ermöglichen. Der Umgang einer Gesellschaft mit Pflanzen ist für Weinberger ein Spiegelbild ihrer selbst.