Virgina Woolf nannte ihn „den langweiligsten Roman der Welt“. Kurt Tucholsky verglich dieses Werk mit einem Maggi Brühwürfel, der über Generationen hinweg mittelmäßig aufgebrüht werden würde.
Ulysses, der Roman, der James Joyce für immer berühmt machte, gilt nichtsdestotrotz als eines der großen literarischen Meisterwerke des 20. Jahrhunderts. Bei der Veröffentlichung wurde der Roman als blasphemisch und pornografisch verdammt und schon bald in mehreren Ländern zensiert oder verboten.
Angelehnt an die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus, schildert Joyce die Ereignisse eines einzigen Tages, dem 16. Juni 1904, in Dublin. Doch statt heroischer Abenteuer erlebt das Romanpersonal die alltäglichen Prüfungen des Lebens in einer urbanen, entfremdeten Welt. Diese Welt gleicht in ihrer Normalität über alle Zeiten hinweg auch der unseren. Und auch die Begegnungen gleichen weniger den mythischen Herausforderungen der antiken Monster Skylla und Charybdis, sondern eher denen, die auch unser Leben bestimmen. Die Handlung folgt drei Hauptfiguren: Stephen Dedalus, einem jungen, intellektuellen Künstler, Leopold Bloom, der mit Freund:innen und Unbekannten durch Dublin Kassel irrt, und Molly Bloom, Leopolds vorgeblich untreuer Ehefrau. Über ihre Schulter hinweg erleben wir eine männlich geprägte Welt – von der Antike bis heute. Die Geschichten der Figuren verweben sich durch ihre Kämpfe, nicht gegen Ungeheuer, sondern mit Themen wie Identität, Einsamkeit, Liebe, Sexu-
alität und den Sinn des Lebens.
Bert Zander wählt diesen Roman als Vorlage und verlagert die radikal menschliche Erzählung des Ulysses in den Theaterraum – und mit Live-Videoaufnahmen auch in die Stadt, ihre Kneipen, Taxis und Straßen. Ästhetisch einzigartig, lässt Bert Zander eine Welt zwischen Video und Theater entstehen und macht so in seiner, nach FAUSTGretchen und Krieg und Frieden, dritten Arbeit am Staatstheater Kassel einen weiteren großen Stoff der Weltliteratur neu erfahrbar. Fragt man ihn, wie er Handlung und Moral des Romans zusammenfassen würde, zitiert Zander das letzte Wort des Ulysses: „Yes.“
In Kooperation mit dem Irish Pub Kassel: The Shamrock.
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