Eine Altbauwohnung in einer Großstadt, irgendwo in Deutschland, irgendwann zwischen AIDS- und Coronapandemie. Draußen: Winter, Schneeregen, Eisschneeregen. Es klingelt. Vor der Tür steht: Der Tod. Mal wieder. Na toll …
Patient Zero 1 ist eine ebenso radikale wie humorvolle Kampfansage: gegen das Vergessen und Verdrängen der anderen, großen Pandemie des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts – der AIDS-Pandemie –, gegen Stereotype und falsche Vorurteile, gegen die Vereinsamung und das Schweigen– und nicht zuletzt gegen den Tod selbst.
Zugleich ist der Text des Nachwuchsautors Marcus Peter Tesch eine Würdigung all jener, deren Stimmen von der sogenannten Mehrheitsgesellschaft nie gehört wurden, all jener, die bis heute stumm sind, aus Scham und Angst vor Stigmatisierung, der HIV-Positive nach wie vor ausgesetzt sind.
Regisseurin Sarah Kohm geht in ihrer Inszenierung gemeinsam mit dem Ensemble des Staatstheater Kassel auf die Suche nach ungewöhnlicheren Formen von Gemeinschaft und Familie: Könnte die individualisierende Erfahrung einer Krankheit zur Erfahrung von kollektiver Verbundenheit und Auslöser von Care-Beziehungen werden? Welche Strukturen begründen erst die Stigmatisierung von (queeren) Sexualitäten?
Marcus Peter Teschs Texte wurden am Deutschen Theater Berlin, dem Theater Rampe Stuttgart und dem Berliner Ringtheater inszeniert. 2021 gewann er mit dem Text Versuch, ein Stück über die Nibelungen (nicht) zu schreiben den Preis der Nibelungenfestspiele in Worms. In seinen Texten beschäftigt er sich mit der Neuerzählung und Sichtbarmachung queerer Geschichte(n) und setzt sich mit Klassismus und dessen Erzählbarkeit auf der Bühne auseinander.
Regisseurin Sarah Kohm interessiert sich u. a. für queer-feministische Themen und Motive. Zuletzt inszenierte sie Erinnerung eines Mädchens von Annie Ernaux an der Schaubühne Berlin – diese Arbeit wurde in der Kritiker:innenumfrage von Theater heute als Highlight der Saison 2021/22 genannt.
Im aktuellen Jahrbuch der Fachzeitschrift „Theater heute“ schreibt Dramaturgin Katja Prussas in ihrem Beitrag über Marcus Peter Teschs Stück „Ein gewaltiges Fuck you an den Tod“. (https://www.der-theaterverlag.de/theater-heute/aktuelles-heft/)
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tif – Theater im Fridericianum
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Staatstheater Kassel
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